Was erst als Mutprobe begann, entwickelte sich zu seiner Leidenschaft: Heute erfüllt sich Robert Giesch fast täglich den Traum vom Fliegen. Allein oder zu zweit bei einem professionellen Tandemflug in Davos Klosters.
Ein letzter Blick auf die Gurte, Sonnenbrille zurechtrücken und er rennt los. Entschlossen Richtung Abgrund. Es gibt kein Weg mehr zurück. Volles Tempo. Der Abgrund rückt immer näher. Kommt das gut? Die letzten Meter. Doch da! Hinter ihm erhebt sich sein bunter Gleitschirm nach oben. Rettung in Sicht: Seine Füsse heben rechtzeitig ab – und er gleitet scheinbar mühelos über die Bergwelt von Davos Klosters. Robert Giesch ist der Sucht nach dem Himmel verfallen.
Angefangen hat alles mit einer Mutprobe: «Meine damaligen WG-Kollegen in Davos kamen alle auf die Idee, mit Gleitschirmfliegen zu beginnen. Daraufhin schluckte ich erst mal leer», blickt Giesch zurück. Er hatte in seiner Gruppe am meisten Respekt vor dem Vorhaben. Aber vielleicht genau deshalb hat ihn das Gleitschirmfliegen von Anfang an so fasziniert. Den Moment, als er abhob und unter den Füssen keinen Boden mehr spürte, nur noch schwebte – Giesch erinnert sich daran, als wäre es gestern gewesen: «Es ist wie ein Eintauchen in ein anderes Element».
In seinem Berufsalltag bringt er Leuten das Fliegen mit einem Tandemflug näher. Für viele ist so ein Flug eine Premiere. «Zuerst sind meine Gäste angespannt, sie spüren das Adrenalin durch die Venen schiessen. Danach beginnt das Staunen: Sie bemerken, wie ruhig es ist – oftmals hört man nur das leise Rauschen des Windes. Und sie geniessen die neue Perspektive». Mit Gästen startet Giesch im Sommer am liebsten auf dem Brämabüel. Der Startplatz dort ist vom Gelände her offen und bietet einen guten Blick auf Davos.
Anders als beim Fallschirmspringen kann der Guide beim Tandemflug Gäste nicht einfach aus dem Flieger schubsen. Im Gegenteil. Gleitschirmspringen erfordert Teamarbeit und Vertrauen. Oftmals können Gäste zwischendurch auch mal selber steuern während des Fluges. Ein besonderes Erlebnis ist für Giesch das Fliegen bei Sonnenuntergang: «Der Sonne entgegenfliegen, wenn die letzten Strahlen die Landschaft in warme Farben tauchen. Dann ist das Glück perfekt».