Beim Klimaschutzprojekt «Davos 2030» arbeiten Betriebe und Vereine gemeinsam auf Netto-Null hin. Mit der Teilnahme am Klimafonds Davos und der «Cause We Care»-Kampagne hat sich auch der HC Davos klar zum Klimaschutz bekannt. Der Rekordmeister ist der erste Proficlub, der am schweizweiten Programm der Stiftung «myclimate» teilnimmt. Der Klimafonds Davos ermöglicht dem HCD zudem, zusätzliche Mittel zu generieren, um eigene Klimaschutzprojekte umzusetzen.
Fans und Zuschauende haben beim Ticketkauf die Möglichkeit, einen freiwilligen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. Der HC Davos engagiert sich gleich zweifach, indem er die Beiträge der Fans verdoppelt. Damit nicht genug: Zusammen mit der Gemeinde Davos will er den Stadionbetrieb zu 100 Prozent mit selbst produziertem Strom stemmen. Dafür strebt der Verein einen Ausbau seiner Photovoltaikanlagen an. Ab der Saison 24/25 sollen Sponsoring-Verträge eine freiwillige Nachhaltigkeitskomponente vorsehen. Noch in diesem Jahr plant der HC Davos, Plastikverpackungen aus seinem Fanshop zu verbannen.
HC Davos will CO2-Ausstoss bei der Fan-Anreise senken
Zwei Projekte werden aus den Mitteln des Fonds finanziert: Der Hockeyclub setzt ein neues Abfallkonzept um, will Mehrwegbecher beim Spengler-Cup verwenden und verbessert die Fan-Mobilität. Denn die Anreise der Fans verursacht mit bis zu 70 Prozent den grössten Teil der CO2-Emissionen eines Events. Die Hälfte der Zuschauenden reist laut Umfrage mit dem Auto zu den Spielen an und gerade einmal 6,8 Prozent mit dem Zug. In Kooperation mit der Rhätischen Bahn fährt neu ein Extrazug, der die ÖV-Heimreise auch nach Verlängerungen der Spielzeit sicherstellt. Ein zusätzlicher Zug ab Landquart wartet die letzte Bahnfahrt aus Davos ab, um die Fans in die Grossregionen Zürich und St. Gallen zu bringen. Aus dem Fonds kommt eine einmalige Anschubfinanzierung für das HCD-Projekt, das den CO2-Fussabdruck der gesamten Destination senkt.
Warum hat sich der HC Davos dazu entschlossen, am Projekt «Davos 2030» teilzunehmen?
Nico Decurtins: Wir sehen uns als einen wichtigen Teil der Gemeinde Davos und stehen in der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft – sei es als Wirtschaftsfaktor für die Region oder als Arbeitgeber. Mit unserem Tun haben wir auch eine ökologische Verantwortung. Diese wollen wir verstärkt wahrnehmen und daher sehen wir Davos 2030 als ein sinnvolles Projekt an, um als Eishockeyclub eine gewisse Professionalisierung beim Klimaschutz zu erreichen.
Was waren die wichtigsten Ergebnisse der Analyse und wo steht der HCD heute?
Die Emissionen des HCD-Spielbetriebs im Jahre 2021 betrugen insgesamt 1'485 Tonnen CO₂-Äquivalente. Dies entspricht der Menge, die 110 Schweizerinnen und Schweizer pro Jahr verursachen. Das ist höher als bei den meisten unserer Konkurrenten, aber erklärbar. Denn die Hauptquelle unserer Emissionen ist mit grossem Abstand die Mobilität unserer Zuschauenden. Und die reisen nun mal von weiter her an als die Fans von städtischen Teams.
Warum ist es nicht möglich, komplett klimaneutral zu werden bzw. worin besteht bei Scope 3 die grösste Herausforderung?
Die Herausforderung besteht darin, dass wir sehr viele Emissionen produzieren, die in die Kategorie Scope 3 fallen. Das liegt hauptsächlich an den Events, die wir veranstalten und an den Spielen selbst - sei es durch die Anreise der Fans oder deren Konsumverhalten. Wir müssen in diesem Punkt wohl realistisch sein: Es wird nicht möglich sein, bei einem Spiel vollkommen klimaneutral zu sein, da wir tausende von Menschen mobilisieren. Etwas anderes zu behaupten, wäre irreführend und schlicht nicht wahr. Dennoch ist es unser oberstes Ziel, gezielte Anreize zu schaffen, damit Fans ihren Fussabdruck senken und sich möglichst klimaschonend verhalten. Denn was für uns Scope 3 ist, ist für sie Scope 1.
Welche Anreize meinen Sie konkret bzw. welche Massnahmen sind geplant?
Während der Playoffs gab es einen Extrazug, der jeweils 30 Minuten nach Spielende abfuhr und es gab einen Anschlusszug von Landquart nach Chur. Wir werden diese Zugverbindungen auszubauen, vor allem die Anschlusszüge in Richtung Chur, Zürich und St. Gallen. Wir möchten vermehrt attraktive Pakete schnüren, die Spieltickets und Bahntickets umfassen. Wir werden die Ladeinfrastruktur für Elektro-Autos ausbauen. Zudem möchten wir in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Davos die bestehenden Photovoltaik-Anlagen ausbauen, um die eigene Stromversorgung mit erneuerbaren Energien zu erhöhen.
Welche Rolle spielt der Klimafonds bei diesen Vorhaben?Der Klimafonds hilft uns bei der Finanzierung. Das Thema Extrazüge wurde bereits angeschnitten. Weiter wollen wir zum Beispiel am Spengler Cup mit Mehrwegbechern arbeiten und auch unser Abfallkonzept anpassen. Dort besuchen uns über 100'000 Personen. Wir würden damit auch ein Pilotprojekt ausbauen und fortsetzen: 2022 setzten wir Mehrwegbecher bereits im Fanzelt beim Spengler Cup zum ersten Mal ein.
Wie sehen die ersten Schritte für den Hockey Club Davos aus, um seine Bilanz zu verbessern?
Ein erster Schritt war die Analyse, wo der HC Davos mit seinem CO2-Fussabdruck überhaupt steht. Wir haben daher für den Spielbetrieb, den Spengler Cup und die Geschäftsstelle eine Bilanz erstellt. Auf Basis dieser Bewertung wollen wir so schnell wie möglich Emissionen reduzieren. Wir orientieren uns dafür an drei Zielbereiche: Bei Scope 1 und Scope 2 (siehe Grafik) wollen wir bis zum Jahr 2030 klimaneutral sein. Das bedeutet, dass wir in den Punkten Mobilität und Energiewirtschaft Verbesserungen anstreben. So rüsten wir die Fahrzeugflotte auf Elektro-Autos um und bauen die Photovoltaik-Anlagen aus. Wir können das Ziel der Klimaneutralität bei Scope 3 nur dann erreichen, wenn wir in Klimaschutzprojekte investieren.
2018 wurde zusammen mit der Gemeinde eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Trainingscenters installiert. Sie produziert rund 300'000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Der gesamte Betrieb des Stadions, der Geschäftsstelle und der Trainingshalle des HC Davos wird durch 100 Prozent erneuerbaren, lokalen Strom aus Wasserkraft und Solarenergie sichergestellt.
Eine Arbeitsgruppe formulierte 2016 zum ersten Mal eine Nachhaltigkeitsstrategie, 2021 hat man diese überarbeitet. Verschiedene Ziele in den Kategorien Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft wurden dabei gesteckt. Der HCD erhebt als Veranstalter künftig den ökologischen Fussabdruck des Turniers und analysiert die grössten Reduktionspotenziale.
Gegen die SC Langnau Tigers organisierte der HCD im Februar 2023 das erste Nachhaltigkeitsspiel der Geschichte. Zu den speziellen Massnahmen an diesem Tag gehörten unter anderem die kostenlose Anfahrt mit der RhB, eine Skoda-E-Auto-Ausstellung und das Spielen in Sondertrikots aus PET-Stoff.
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